Blumentorte

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Eichendorf Klau

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Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh’ ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus in’s freie Feld,
Hehres Glänzen, heil’ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Und ich frag mich

ob die Stille

nicht auch weiter bleiben kann

ohne Virus

auch im Sommer

und auch sonstmal

dann und wann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Begin (von Brendan Kennelly)

“Begin”

Begin again to the summoning birds
to the sight of the light at the window,
begin to the roar of morning traffic
all along Pembroke Road.
Every beginning is a promise
born in light and dying in dark
determination and exaltation of springtime
flowering the way to work.
Begin to the pageant of queuing girls
the arrogant loneliness of swans in the canal
bridges linking the past and future
old friends passing though with us still.
Begin to the loneliness that cannot end
since it perhaps is what makes us begin,
begin to wonder at unknown faces
at crying birds in the sudden rain
at branches stark in the willing sunlight
at seagulls foraging for bread
at couples sharing a sunny secret
alone together while making good.
Though we live in a world that dreams of ending
that always seems about to give in
something that will not acknowledge conclusion
insists that we forever begin.

— From The Essential Brendan Kennelly

Langer Samstag

ich frage mich, wer diese Morning Shows zusammenstellt…. man könnte ein Lied singen….

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Wir denken….

 

P1820869.JPGHeute morgen aufgewacht, die 2020 nochmal durch die Hirntunnel rollen lassen und mal nachgefühlt, was die Zahl für mich meint. 10 Jahre zurückgeblickt auf ein Fest, das mit 50 Leuten gefeiert wurde, ein Runder. Bildband mit Momentaufnahmen wie aus einer anderen Epoche. Heute sind von diesen 50 Leuten noch 4 übrig, alles andere wurde ausgetauscht, inklusive Job, Familie, Heim – … Frisur (lach). Flüchtig alles. Im Wandel. Wenn mein Leben ein Zug ist, steigen schon ziemlich viele Menschen ein und aus. Anfänge und Enden. Aufbau und Trümmer. Fülle und Leere. Was formt sich da bei mir statt einer Linie? (Alle anderen haben offenbar Linien, Wege, Strecken, Gleise, Bergpässe zum Gipfel, etc.?) In meinem Fall scheint es ein Mosaik zu werden, dessen Teile sich ständig erneuern, ohne verloren zu gehen. Wer macht das und will ich das so weiterleben?

Fällt mir nur ein hübsches Sprüchlein dazu ein. Vorerst.

Wir denken, wir machen Erfahrungen, aber die Erfahrungen machen uns.

Das lasse ich jetzt mal so stehen.

Engellicht

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Zeit zu haben für den Engel, der schon seit 2 Wochen am Fenster hängt. Und für das Getüftel mit dem Handy für diesen Blogbeitrag (Kram auf Miniaturformat zusammenpfrimeln). Geduld atmen. Damit klarkommen, dass das Bild unscharf ist. (Das gibt wieder Genöle von den Mitbewohnern).  Mich selbst fragen, wieso ich jetzt wieder anfange ( Carpendale- esk). Obwohl ich nie geschrieben hatte,  dass ich abtrete. Hello again, jedenfalls.

Lange Pause, 1 1/2 Jahre fast. Und man wird vermisst. Was sonst kaum vorkommt, weil kaum je einer wo ist und dann also auch nicht fehlt. Alle sind aber meist im Netz. Und jetzt also ein Engel. Der Himmel brennt. Ach nee, das war der andere. Erst mit Locke, dann ohne. Hölle, Hölle, Hölle.

Okay, mehr geht heute nicht. Aber ich bleibe in der Nähe. Einer Tastatur. Öfter mal.

Danke für‘ Bleiben. Auch Euch. Dir. Ihnen.

Keine Selfies im Wald

Sommerloch. Menschen wie ich sollten im Regenwald leben, oder zumindest auf grünen Inseln, wo der Regen wallt. Ha. Habe letzthin im Freien lustwandelnd mal so vor mich hingedacht, das die Welt vielleicht ein friedlicherer Ort wäre, wenn nicht so viele von uns immerzu shoppend und schauend und nach Sensationen suchend durch Innenstädte, Eiscafés und Medienmärkte mäandern würden.

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Im Wald ist man diese Tage recht allein. Da ist es aber prima kühl und sehr still. So exklusiv hat man es vermutlich nicht einmal im Tibeturlaub und der Savanne, oder wo man sonst so hinfährt, um endlich mal Natur pur und Entschleunigung zu erleben. Jetzt kann ich diese tolle und einzigartige Idee aber niemandem verkaufen, weil alle gleich nicken würden und so vor sich hin murmeln, dass sie das ja schon wissen, aber Santorini soll halt toll sein und so. Machen muss man`s. Forrest Gump, so las ich kürzlich, meinte es gibt keine dummen Leute, sondern nur Leute, die dumme Sachen machen. Nicht, dass man im Wald keine blöden Sachen macht.  Aber wenigstens sieht einen keiner dabei. Grüße aus der Sommerfrische!

A thousand kisses deep (L Cohen)

Für so manche Musikerfahrung muss man sehr viel älter werden als 25. Was in Ordnung ist. Ich esse erst seit ein paar Wochen Datteln und im Speckmantel, was ich vor einigen Monaten noch weit von mir gewiesen hätte. Jetzt also Leonard Cohen. Die Nicht-Kenner werden nach wenigen Takten wegklicken, weil sie es monoton finden könnten. Ich gehe mit ihm im Ohr im Winterwald spazieren, während es schneit. Statt Weihnachtsdingeling. Ist wie Schwimmen. Im Speckmantel versteht sich.

A thousand kisses deep

Drei geteilt durch 33

Jeden Morgen 3:33 wach, seit Wochen. Vor allem die Stunden bis die Sonne aufgeht sind schwierig. Nach ein paar Atemzügen im Dunkeln wird das Verlangen übermächtig, kühle Nachtluft ins Zimmer zu lassen, die aus dem stillen Draußen, scheinbar aus dem All hereinströmt und die Fragen wieder ins Wirbeln bringt. „Wie oft wohl?“ „Wie lange schon?“ „Warum?“ „Wieoftwielangewarumwieoftwielangewarum“. Keine Geräusche zu machen obwohl der Tatendrang viel mächtiger ist als alle restlichen Stunden des Tages. Nicht lesen können, weil die Hände und die Geister im Kopf keinen Frieden schenken sondern herumwieseln wie fehlgeleitete Irre auf einem Fließband ins Nirgendwo. Wieoftwielangewarum. Meditation beginnen. 15 Minuten Frieden. Blick auf Uhr, erst 4 geteilt durch 5. Lesen undenkbar. Mit irgendeinem Kräutertee die bittere Galle runterschlucken, die sich dem Weg nach oben bahnen will und doch nur die Mundwinkel hässlich beschwert.  Dann am Fenster sitzen und im Osten auf das Orange warten. Manchmal noch Sterne. Die Ampel am Ende der Straße beginnt um 6 Uhr grün zu werden und brennt einen Punkt in meine müden Pupillen. Endlich 7 geteilt durch 15. Orange am Horizont. Spazierengehen im Frost, vorbei am gelben Blümchenfeld. Raps oder so. Wirken, als hätten sie Nachts den Sommer getanzt und eine Fee hätte sie verflucht täglich ab 7:15 unter weißen Frostschichten zu erstarren. Ihr gelbes Kleid vom Ball tragen sie noch. Den Tag im Grau irgendwie durchleben bis 21 Uhr. 2 geteilt durch 2 ist mal eins gewesen. One. Und jetzt ist es 3 geteilt durch 33. Irgendwann wird das Orange heller strahlen als die Frage ins Unendliche. Nur noch ein paar Tage.

Museo della Follia – Museum des Irrsinns

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Eine sehr beklemmende Atmosphäre herrschte in den Räumen des Museums. Schwarze Wände, gedämmtes Licht, angestrahlte Kunst und echte Relikte rundum das Thema „Irrenanstalt“, zum Teil mit gefundenen und im Raum der Erinnerungen zur Collage sortierten armseligen Besitztümern der Insassen, zum Teil mit Zeichnungen oder Fotos der großen Meister, wie z.B. Goya, zum Thema Wahnsinn, ebenso zu der Frage der Menschlichkeit und dem menschenverachtenden Umgang mit kranken, geistig oder körperlich behinderten Menschen, Patienten, die wegen Demenz, Wahnsinn, Hysterie, Homosexualität, Anomalien oder aus anderen, oft fadenscheinigen Gründen, von der Welt weggesperrt wurden. Das große Bild zeigt ein sog. „Zigeunerkind“ (gemalt von Gaetano Esposito). Die Impressionen waren verstörend und bisweilen bizarr bis komisch in der Kreativität. Wandelnd in diesen düsteren Fluren, die plötzlich im Nichts endeten, kroch einem vor allem die Eindrücklichkeit der tiefen Einsamkeit und Verlassenheit dieser armen, verlorenen und gequälten Geschöpfe unter die Haut. Da halfen auch keine Sonnenreflexe danach, auf dem Gardasee am Nachmittag. Das Frösteln blieb.

http://www.museodellafollia.it/la-mostra/?lang=en

 

 

Flucht in die Unterwelt

Sie saßen auf den Stufen an der Hausmauer, die zum Souterrain führten und schwiegen mit gesenkten Köpfen. Als Dee plötzlich den Kopf zu ihm drehte und ihn ansah, fielen ihr die nassen Haare vor die Augen und versperrten ihm die Sicht in ihre dunklen Pupillen., nur an ihrem bebenden Kinn erahnte er die ohnmächtige Wut, die in ihr tobte.  Von oben tropfte der Regen unerbittlich auf sie nieder, kalt und hart, und formte sich zu Bächen, die an ihren Jeans vorbei abwärts rannen. Das Gitter des Kanaldeckels zu ihren Füßen quoll über und war kurz davor, sich zu heben. Was darunter war wollten er nicht wissen, aber er ahnte, dass Dee  nicht davor zurückschrecken würde, in die Kanäle zu steigen. Er fror, alles an ihm war klamm und lag eisig auf seiner Haut.  Ihr Gesicht war nun ganz nahe an seinem, er konnte ihren heißen Atem an den Lippen spüren.  „Und, was ist jetzt, kluger Mann? Gehen wir gemeinsam in die Unterwelt?“ raunte sie ihm zu. Er zuckte zurück, konnte nicht glauben, dass sie ihn so da sitzen lassen würde. Unmöglich! Dann jedoch stand sie geschmeidig auf, grinste ihn an, legte die Finger an die Lippen, steckte den Haken in den Metallrand des Kanaldeckels, hob ihn heraus und kletterte an der seitlichen Metalltreppe abwärts. Sie blickte nicht einmal mehr zu ihm hinauf bevor sie verschwand.  Aus der Tiefe hörte er das Tosen der Wassermassen, die sie davontragen würden.  Das Letzte was er von ihr sah, war die winzig kleine Hand, die den Rand der obersten Metallstufe umklammerte, dann war sie aus seinem Sichtfeld verschwunden.

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